Donnerstag, 10. Januar 2013

Einsatzbericht Indien

Von November bis Mitte Januar habe ich mit Interserve einen On-Track-Einsatz in einer Mädchen- und Fraueninstitution in einem Dorf ausserhalb Pune, Indien gemacht. Dabei lag der Fokus nicht so sehr auf dem „arbeiten“ im westlichen Sinn, sondern mehr in den Beziehungen, Gesprächen und Begegnungen mit den Kindern, Bewohnerinnen, Mitarbeiterinnen und anderen Freiwilligen.
Die Morgen habe ich jede Woche anders verbracht. Ursprünglich war ich eingeteilt, um in der Behindertenschule mitzuhelfen. Dort bin ich jedoch während zwei Wochen nur rumgesessen ohne irgendetwas zu machen. Dies hat mein Heimweh nur gefördert, daher suchte ich nach anderen Beschäftigungen. Während einer Konferenz mit internationalen Geldgebern habe ich im Catering Team mitgeholfen und Älplermakkaronen gekocht, während dem Versand des Newsletters an über 5000 Adressen habe ich geholfen die Adressetiketten auf die Couverts zu kleben und schlussendlich fand ich mich im Coffee Shop, der demnächst eröffnet werden soll, wo ich ein Bild an eine Wand gemalt habe. Das alles tönt nach viel Arbeit, war es aber nicht. Bis zum Schluss habe ich damit gehadert, nicht genügend zu tun zu haben. Doch wenn ich zurückschaue, merke ich, dass ich doch sehr viele tolle und ermutigende Gespräche führen durfte in dieser Zeit. Was ich auch sehr genossen habe, war die morgendliche Andacht mit allen Mitarbeitern. Nach einem kurzen Input, den jeder Tag jemand anders gehalten hat, wurden Gebetsanliegen aus allen Abteilungen zusammengetragen und zusammen gebetet.
Jeden Nachmittag habe ich in der „Nursery“, der Kleinkinder-Station verbracht. Diese Zeit war ein riesiger Segen für mich. Es hat Spass gemacht, mit den Kindern „Zug fahren“ zu spielen, sie einfach in den Arm zu nehmen und ihnen so Gottes Liebe weitergeben zu dürfen. Die Babies werden hier betreut, bis Adoptiveltern für sie gefunden werden, sie sind einfach süss! Auch wenn ich jeden Tag vollgepinkelt wurde, da die Stoff-Windeln leider nicht dicht sind... Einige der Kinder wohnen mit ihren Müttern auf dem Campus, da sie beispielsweise vor einem gewalttätigen Ehemann flüchten mussten oder der Ehemann gestorben ist. Auch schwangere, ledige Frauen werden aufgenommen, da diese meistens von ihren Familien verstossen werden. Wenn immer möglich, habe ich versucht, die jungen Frauen zu ermutigen, dass Gott einen Plan für ihr Leben hat und sie ihm vertrauen können. Die Freundschaften, die hier entstanden sind, sind wunderbar und sehr wertvoll!

Es ist nicht einfach, aus einer westlichen Kultur in die indische Kultur geworfen zu werden. Dabei sind die Sprach-Barrieren nur der Gipfel vom Eisberg. Anderes Essen, andere Arbeitsweisen, andere Denkweisen haben mir zu schaffen gemacht. Doch ich habe jede einzelne Sekunde gewusst, dass dies der Ort ist, an den mich Gott geschickt hat, weil er mich etwas lehren will. Der Ermutigung aus Josua 1, 9 „Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern, und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“ hat mich ständig begleitet.
Es ist gut zu wissen, dass Gott durch uns wirken kann, auch wenn wir uns nicht vorstellen können, wie. Auf der anderen Seite hat mir dieser Einsatz unglaublich viel zurückgegeben! Ich durfte lernen, gelassen zu bleiben, wenn sich Pläne ändern und ganz auf Gottes Souveränität zu vertrauen. Meine Aufgabe ist es nun, all das Gelernte zurück in der gewohnten Umgebung in der Schweiz nicht zu vergessen und weiterhin zu heherzigen.
Ich habe erlebt, dass ein Missions-Einsatz für jede Person ganz anders verläuft und jede Person andere Erfahrungen macht. Für einige meiner Mit-Bewohnerinnen war es DIE Zeit ihres Lebens ohne jegliches Heimweh oder schlechte Gefühle, andere kommen beispielsweise mit dem indischen Dress-Code überhaupt nicht zurecht. Doch was allen gemein ist, sind die neuen guten Erfahrungen, die alle in ihrem Glaubens-Leben machen. Niemand möchte die Zeit fernab von zu Hause, doch viel näher bei Gott missen!

Julia

Donnerstag, 3. Januar 2013

NZZ Dossier: Mission im Wandel


Seit Anfang Dezember 2012 berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) in loser Folge über missionarisches Geschehen aus der Schweiz und deren Auswirkungen. Dabei berichten verschiedene Journalisten über katholische, reformierte und freikirchliche missionarische Wirkungen.

Einleitend stellt die NZZ fest: „Heute leben zwei Drittel der Christen in südlichen Ländern.“– Das hiesse dann, dass die christliche Mission sehr erfolgreich ist und die westliche Kultur, in der die Kirche stetig, ja dramatisch Einfluss verliert, doch wieder hoffen kann. Denn gemäss der Zeitung geht „die geografische Richtung der Mission mittlerweile vom Süden in den Norden.“

Dass Mission nicht einfach Glaubensvermittlung ist sondern auch Entwicklungshilfe, machen die Artikel deutlich. Zum Beispiel in Papua-Neuguinea, dort „bilden Kirchen und Missionen wichtige Pfeiler im Bildungs- und Gesundheitswesen.“ Seit knapp 60 Jahren sind Missionare des Brüdervereins (heute Gemeinde für Christus) dort erfolgreich tätig: „«Die Mission», sagt Emma Wapki, «hat grossartige Arbeit geleistet.» Zahlreiche Leute habe sie ausgebildet, ihnen in den letzten Jahren auch je länger, je mehr Verantwortung übertragen und damit die Abhängigkeit von der Mission reduziert.“

In der NZZ am Sonntag berichtet die Zeitung ausserhalb des Dossiers über die schnell wachsenden Kirchgemeinden Chinas. Dabei hält sie fest, dass Christen staatlichem Druck widerstehen: „Die Mehrheit trifft sich in informellen Zirkeln und nimmt dafür das Risiko staatlicher Repressionen in Kauf. … Die Nichtregierungsorganisation «China Aid» dokumentierte vergangenes Jahr 1289 religiös motivierte Festnahmen, mehr als doppelt so viele wie 2010.“


Die NZZ hält fest, dass „die Mission zum innersten Selbstverständnis der christlichen Kirche gehört.“ Das Evangelium, die gute Botschaft vom Messias, hat nicht nur Auswirkungen auf die Kirche sondern auf die Kultur. So vertritt der als Wirtschaftsethiker tätige Jesuit „Stephan Rothin die These, dass Religion massgeblich dazu beitragen kann, die Entwicklung Chinas zu einem Rechtsstaat zu fördern.“ 

Es wäre zu hoffen, dass wir Schweizer uns diese Ansicht zu Herzen nähmen. Was es heisst, sich von anderen Werten leiten zu lassen, beschreibt die Analyse des Tagesanzeigers über Marcel Ospel und seine UBS treffend. Gewinnmaximierung bringt kurzfristigen Erfolg und langfristigen Schaden für eine ganze Nation. 

Ahnt die Redaktion der renommierten Wirtschaftszeitung was wir verloren haben, resp. was uns helfen könnte?


Links:
NZZ Dossier "Mission im Wandel"
NZZ am Sonntag "China"
Tagesanzeiger: Analyse zu Ospel's UBS